Gelungenes Teamwork macht einen Bunker zur Wohn-Oase

Junge Familien träumen vom geräumigen Einfamilienhaus mit Garten für die Kinder. Senioren, deren Nachwuchs sich bereits seine eigene Existenz aufgebaut hat, sehnen sich nach überschaubarem Wohnraum, und zwar am liebsten in der Nähe von Geschäften, Cafés und Kultur. Wie lassen sich diese beiden Vorstellungen vom idealem Wohnen unter einen Hut bringen?

Bei dem spektakulären Projekt „Marienhof“ in Krefeld-Fischeln ist Silke Leiber, Inhaberin der dortigen „Knusperhaus-Immobilien“, genau das gelungen. Und zwar so gut, dass alle Beteiligten profitieren konnten.

Beginn dieser Erfolgsgeschichte ist eine außergewöhnliche Initiative Fischelner Bürger: Sie tun sich im Sommer 2016 in der Marienhof Fischeln UG zusammen und erwerben den ehemaligen Luftschutzbunker, der neben dem Marienplatz im Ortskern ein ungeliebtes Dasein fristet. „Ein grauer Betonklotz, scheinbar festgewachsen und von Efeu überwuchert“, beschreibt die erfahrene Maklerin das Kriegsrelikt in ihrer Heimat. In den Bombennächten bot es mit seinen zwei Meter dicken Wänden bis zu 5.000 Menschen Schutz vor Luftangriffen. Jetzt soll es im Zuge eines Revitalisierungsprojekts 31 großzügig geschnittenen Wohnungen, teilweise barrierearm und seniorengerecht, sowie drei modernen Büroeinheiten Platz bieten.

Mit dem anspruchsvollen Umbau werden die ortsansässigen Projektentwickler und Architekten Hambloch beauftragt, die sich bereits mit verschiedenen Revitalisierungs-Projekten einen Namen gemacht haben.

Rundum-Betreuung der Kaufinteressenten

Frühzeitig kommt auch die bestens vernetzte Immobilienmaklerin Silke Leiber ins Team. Sie beginnt unverzüglich, potenzielle Käufer für die geplanten Eigentumswohnungen anzuwerben. Wie erwartet interessieren sich vor allem Seniorinnen und Senioren, denen ihr eigenes Haus zu groß geworden ist, für die schicken Stadtwohnungen. Durch ihre frühzeitige Ansprache kann Leiber sie nun auch in aller Ruhe bei dem Verkauf ihres Eigenheims unterstützen. Und da, wen wundert’s, sind die Kaufinteressenten vor allem junge Familien, die sich den Traum vom eigenen Haus erfüllen wollen.

Auch sie haben bis zum tatsächlichen Einzug genügend Zeit, um in Ruhe die Neugestaltung ihrer Wunschimmobilie zu planen und die passenden Möbel zu beschaffen. „Entschleunigung im Immobiliengeschäft – eine seltene und umso schönere Erfahrung“, schwärmt Silke Leiber noch heute.

Während des gesamten Projekts kümmert sie sich zudem um die notwendigen Zwischenfinanzierungen, wirkt auf die passende Gestaltung der Notarverträge ein und vermittelt zwischen den Beteiligten, um bei Fragen eine für alle optimale Lösung zu erzielen. „Mit ihrer ruhigen, sachlichen und zugewandten Art ist es Frau Leiber gelungen, viele Seniorinnen und Senioren für ein neues Eigenheim in unserem Fischelner Neubauprojekt zu begeistern“, resümmiert Marc Kretowski, Gesellschafter der Betreibergesellschaft des Marienhof.

Insgesamt nimmt das gesamte Um- und Neubau-Projekt vom ersten Entfernen des Efeus an den verwitterten Bunkerwänden im Frühjahr 2018 bis zum Einzug der Bewohner im Frühling 2020 genau zwei Jahre in Anspruch. Zwei Jahre, in denen das gesamte Team auch mit unerwarteten Hindernissen umzugehen weiß.

Intelligente Lösungen überzeugen auch Skeptiker

So sperrt sich zum Beispiel der ortsansässige Schützenverein lange gegen den Neubau, weil er um den Austragungsort des traditionellen Schützenfests auf dem Marienplatz fürchtet. Auch die ursprünglich geplanten Maßnahmen rund um den Brandschutz müssen modifiziert werden, um von allen Betroffenen akzeptiert zu werden. Am Ende können alle Stolpersteine aus dem Weg geräumt werden.

Die Mühen haben sich gelohnt. Die jetzige Architektur schenkt dem Bauwerk ein großzügiges, helles und sehr modernes Flair. Prägendes Merkmal des neuen Wohn- und Bürogebäudes ist ein durchgängiger Luftraum mit Tageslichteinfall, der sich durch alle Etagen zieht und die einst so massive Struktur des Bauwerkes aufbricht. Gleichzeitig sorgt die sichtbare historische Bausubstanz für ein unverwechselbares Raumgefühl auch in den Wohnungen.

Hof-Charakter mitten im Ort schenkt Lebensqualität

Durch die Lage des Bauwerks auf dem Marienplatz und die veränderte Nutzung der umliegenden Flächen ist ein Hof-Charakter entstanden, der dem neuen Wohn- und Bürohaus seinen Namen gibt. Die zum Marienplatz abgewandte Architektur stellt die ruhige Lage und den Blick ins Grüne in den Vordergrund.

„Ich freue mich täglich, im Marienhof zu leben“, sagt eine heutige Bewohnerin. Sie betont: „Die gesamte Abwicklung rund um den Verkauf meines Hauses hat reibungslos geklappt. Und jetzt genieße ich mein kleines Reich hier im Stadtzentrum, wo ich alles, was ich brauche, zu Fuß erreichen kann. Zum Zahnarzt brauche ich sogar nur den Aufzug zu nehmen“, ergänzt sie augenzwinkernd. Denn im Untergeschoss ist neben einer Rechtsanwaltskanzlei und einem Yoga- und Ayurvedastudio auch eine Zahnarztpraxis eingezogen.

Mit dem Projektentwickler gibt es bereits Folgeobjekte in Krefeld-Bockum und Mönchengladbach-Hehnerholt. Und vielleicht werden ja noch weitere der etwa 2.000 Bunker, die sich noch in Deutschland befinden, zu begehrtem Wohnraum umgestaltet.

Fotos: Alexandra Weiss

Autorin: Claudia Isringhaus

Weitere Informationen: Hambloch Bauprojekt Altmühlenfeld 257
Westdeutsche Zeitung: Wohnen im Bunker und feiern auf dem Festplatz